Der Waldkindergarten "Wurzelkinder" ist ein öffentlicher, von der Stadt Konstanz geförderter Kindergarten in Trägerschaft eines privaten Vereins. Alle Kinder ab 3 Jahren sind herzlich willkommen.
Es gibt zwei Gruppen, die Ahorn- und die Haselnussgruppe, die jeweils ein eigenes Grundstück mit einem Bauwagen verfügen, in dem man bei ganz schlechtem Wetter auch mal Zuflucht suchen kann. Das ist jedoch die Ausnahme: für gewöhnlich verbringen Waldkinder und ihre Erzieherinnen und Erzieher die gemeinsame Zeit an verschiedenen Plätzen im Schwaketenwald. 'Regen' ist kein schlechtes Wetter, sondern nur der Anlass für Spiele in Pfützen und Rinnsalen.
Der tägliche Aufenthalt in der freien Natur ist sowohl für die Entwicklung motorischer als auch kognitiver und sozialer Fähigkeiten sinnvoll. Kinder lernen in der regelmässigen Bewegung im unebenen Gelände ihren Körper und seine Grenzen gut einzuschätzen und einzusetzen. Da vorgegebenes Spielzeug weitgehend fehlt, wird die Fantasie herausgefordert: ein Stock und ein Stein, etwas Matsch und Blätter reichen völlig aus, um ganze Welten entstehen zu lassen. Im Wald ist man stärker auf das Miteinander aller angewiesen als in festen Innenräumen: man teilt Entdeckungen, man warnt einander vor Gefahren, man kann vieles - etwa einen schweren Ast tragen oder über einen Stamm balancieren - gemeinsam leichter bewältigen als allein.
Der Waldkindergarten findet montags bis freitags statt. Die Kinder werden von 7:30 Uhr bis 13:30 Uhr betreut. Um 9 Uhr trennen sich die beiden Gruppen und Kinder und Erzieherinnen und Erzieher begrüßen einander in einem gemeinsamen Morgenkreis, um sich auf den Tag einzustimmen. Es gibt zwei Möglichkeiten, die Kinder mittags wieder abzuholen: entweder um 12:30 Uhr (kurz) oder um 13:30 Uhr (lang). Die Eltern können täglich neu entscheiden, ob sie ihr Kind kurz oder lang im Kindergarten lassen.
Der Waldkindergarten ist ganzjährig mit Ausnahme der gesetzlichen Feiertage und Kindergartenferien geöffnet.
Zu Beginn des Kindergartenjahres wird ein Ferienplan erstellt und verteilt.
Der Elternbeitrag beträgt für jeden angefangenen Monat 95€, Folgekind 70€.
Während des Vormittags wird gemeinsam im Wald gevespert. Alle Kinder sollten also eine Vesperbox mit Obst, Broten oder ähnlichem dabei haben. Süßigkeiten sind nicht nur wegen der Zahngesundheit, sondern auch zur Vermeidung von Insektenstichen nicht erwünscht. Jedes Kind sollte außerdem eine Trinkflasche sowie eine kleine Isomatte in einem Rucksack mit sich führen.
Die Kleidung sollte der Jahreszeit und jeweiligen Wetterlage angepasst sein. Wichtig sind eine Matschhose, regenundurchlässige Jacken und Mützen sowie stabiles, wasserfestes Schuhwerk. Es bietet sich an, mehr als eine Garnitur zu besitzen.
Der Waldkindergarten lebt von der Mitarbeit der Eltern. Als Alternative zu anderen Betreuungsangeboten bietet der Wurzelkinder-Waldkindergarten allen Mitgliedern und den Eltern die Möglichkeit der aktiven Gestaltung des Kindergartens.
Zu Beginn des Kindergartenjahres wird der wöchentlich wechselnde Elterndienst eingeteilt. Neben Putz- und Aufräumtätigkeiten wird das Anfallende in Aufgaben für Arbeitsgruppen (Reparaturen, Festvorbereitungen etc.) aufgeteilt.
Der Waldkindergarten wird vom Verein "Wurzelkinder-Waldkindergarten Konstanz e.V." getragen. Die Mitgliedschaft der Eltern im Verein ist aus Gründen der aktiven Mitgestaltung des Kindergartens erwünscht. Bei regelmäßigen Treffen werden alle organisatorischen und strategischen Fragen des Kindergartens besprochen und beschlossen.
Ein Tag im Wald
„Platsch“
Ein roter Gummistiefel tritt
mit Wucht in eine Pfütze. Matsch spritzt hoch und verteilt sich
gleichmässig über das Gesicht von Annika. Annika lacht. Sie ist
fünf Jahre alt und geht in den Waldkindergarten. Jetzt haben auch
andere Kinder Annika und ihre Pfütze entdeckt. In Windeseile
treten gelbe, grüne, blaue Gummistiefelchen um die Wette in das
Wasser.
Luka, ein vierjähriger Junge mit roten Haaren und Sommersprossen, fängt an zu singen: „Wir sind die Wurzelkinder und haben einen Wald. Und wenn es auch mal regnet.“ Die anderen fallen ein: „Wir springen in die Pfützen..“
Da kommt Benjamin gelaufen
„Kommt. Wir machen Morgenkreis.“ Gemeinsam laufen die
Kinder zu dem bunt bemalten Bauwagen, der auf einem umzäunten
Grundstück steht. Auf grob gezimmerten Bänken sitzen zwanzig
Kinder und sehen erwartungsvoll auf die Erzieherinnen.
„Wer möchte denn heute die Kerze anzünden?“
„Ich, ich, ich“ die Kinder überbieten einander.
Heute darf Sonja die Kerze, die auf einem kleinen Tisch neben
einem Marmeladenglas mit Wiesenblumen steht, anzünden. Die
Erzieherin hilft ihr, führt ihre Hand beim Anreißen des
Streichholzes. Vorsichtig hält Sonja das brennende Hölzchen an den
schwarzen Docht. Die Kerze brennt.
„Wohin sollen wir denn heute gehen?“
Reihum und wild
durcheinander kommen Vorschläge „Zum Restaurant!“
„Zum Schrankenplatz“ „Zur Dinosaurierwiese“
„Zur Dachshöhle“.
Der Schwaketenwald ist für die Kinder ein Ort, den sie mit fantasievollen Namen in wiedererkennbare Plätze und Spielmöglichkeiten verwandeln. Viele dieser Plätze sind stabil, andere ändern ihre Namen, manchmal kommen neue hinzu. Ein rostiger Heuwender sieht aus wie ein urzeitliches Reptil: Dinosaurierplatz. Einen steilen lehmigen Abhang kann man prima herunterrutschen: Waldrutsche. Ein Loch unter einem Baum sieht so aus, als hause hier ein Dachs. Wer weiß, vielleicht wohnt hier wirklich einer.
Heute geht’s zum Taborturm. Dunkelgrün leuchtet der tunnelartig überwachsene Weg, der vom Bauwagen in den Wald hinein führt. Die Kinder tragen in kleinen Rucksäcken Brote, Obst, Gemüse als Vesper mit sich herum. „Guck' mal, ich habe eine neue Trinkflasche, die leuchtet sogar im Dunkeln.“ Kurz müssen Marius und Philipp anhalten und Marius bewundert das Fluoreszieren im Dunkel von Philipps Rucksack.
Nadja und Paul haben eine große Weinbergschnecke entdeckt und sich auf den Weg gehockt, um ihr bei ihrer langsamen Reise zuzuschauen. Matthias, ein FSJler, der vor zwei Monaten angefangen hat, setzt sich dazu und staunt mit den Kindern das alltägliche Wunder dieses Tieres an. Nadja streckt ihren Finger aus. Sofort zucken die Hörnchen der Schnecke zurück, verschwinden im Schneckenleib. „Oh“, flüstert Nadja erstaunt. Paul meint „Das macht die, damit die sich nicht wehtut. Das sind nämlich ihre Augen.“
Andre und Annika sind schon weit vorgelaufen. Sie sind schon länger im Kindergarten und kennen sich gut im Wald aus. Jetzt kommt der steile Anstieg, auf dem BMXler eine Fahrradsprungschanze errichtet haben. „Komm, wir nehmen eine Abkürzung“ Annika nimmt Andre an die Hand.
Am Taborturm angekommen, setzen sich alle zum Vespern hin. Die Erzieherinnen haben Wasser zum Händewaschen dabei, Bernd hat sich an der Hand verletzt. Er braucht ein Pflaster. Alle packen ihr Vesper aus.
Andre nimmt einen großen Stock und fängt an zu rennen. Eine Erzieherin stoppt ihn. „Nicht rennen mit dem Stock, Andre. Da könntest Du Dir wehtun.“ Andre will den Stock nicht weglegen. Ruhig setzt sich die Erzieherin neben ihn, überlegt mit Andre, dass es zwar toll ist, mit einem Stock zu rennen, aber eben auch gefährlich. Nach einer kurzen Weile meint Andre, dass er dann lieber rennen will und legt den Stock hin. „Der wartet hier auf Dich“ ruft die Erzieherin ihm hinterher.
Es fängt an zu regnen. Die Kinder stört das nicht. Sie tragen Matschhosen und Gummistiefel, wer keine Regenjacke dabei hat, bekommt eine von den Erzieherinnen. Fröhlich beginnt der Rückweg zum Bauwagen. Gemeinsam wird ein Regenlied gesungen „Der Regentropfen Fridolin...“ Am Bauwagen angekommen, beginnen Paul, Benjamin und Nadja ein kleines Rinnsal, das sich am Rand des Grundstücks gebildet hat mit Matsch, Stöcken und Gras zu stauen. „Wir bauen einen Staudamm“ sagt Paul zu Erzieherin. „Ja, Staudammbauen macht Spaß. Aber jetzt ist es Zeit, nach Hause zu gehen.“ „Unser Spielen ist zuende und wir klatschen in die Hände...“ tönt es vom Bauwagen.
Die Kinder versammeln sich und gehen gemeinsam mit den Erzieherinnen zu dem Platz, an dem die Eltern warten.
„Ich hab' heute eine Schnecke gesehen, Mama, und die Hörner, das sind ihre Augen!“ schreit Nadja ihrer Mutter entgegen. Die nimmt ihr aufgeregt erzählendes Kind in die Arme und sagt „Das wollen wir gleich Papa erzählen.“ Hand in Hand machen die beiden sich auf den Heimweg. „Tschüüß, bis morgen“ Nadja dreht sich noch einmal um und winkt. „Tschüß, Nadja“ winken die Erzieherinnen zurück. „Morgen“, sagt Nadja, „morgen will ich am Staudamm weiterbauen.“
Wir haben jedes Jahr Stellen für FSJ,
Erzieher/in im Anerkennungsjahr und
Berufspraktikanten zu vergeben.
Wir freuen uns auf eure Bewerbungen!
Seit 2009 können wir jedes Jahr eine FSJ-Stelle besetzen, die sich auch als Vorbereitung oder Praktikum für einen späteren sozialen Beruf nutzen lässt.
Alle jungen Frauen und Männer nach Erfüllung der Vollzeitschulpflicht und vor Vollendung des 27. Lebensjahres.
Beginn und DauerDas FSJ beginnt jeweils am 1. September und dauert ein Jahr.
Weitere Infos
Postfach 10 23 48
78423 Konstanz
leitung(at)waldkindergarten-konstanz.de
petra.steidle(at)waldkindergarten-konstanz.de
Waldkindergarten Schwaketental
Sebastian Gondorf +49 176 240 253 86
Waldkindergarten Hockgraben
Petra Steidle +49 157 381 942 19
Volksbank Konstanz
IBAN: DE90 6929 1000 0218 2398 03
BIC: GENODE61RAD